Zwei Mädchen, zwei Wochen, Ein Auto
und viele Abenteuer
oder auch: Tönnchen on tour
Die ersten Tage verbrachten wir hier in
Omaruru im Heim. Die Kinder waren ganz aufgeregt und fragten alle
neugierig ob Leonie eine neue Volontärin sei.
Am 8. ging es dann los auf die Reise,
ein bisschen chaotisch und an vielen Punkten kaum durchgeplant.
Der erste Stopp war Rehoboth (wo ich
bereits mit den Mädchen war als wir nach Sossusvlei gefahren sind).
Gemütlich haben wir abends unser Zelt aufgeschlagen und den nächsten
Tag damit verbracht ein wenig zu lesen und schwimmen zu gehen im See.
Zwei Nächte später fuhren wir weiter
nach Swakopmund. Leider, leider unterschätzte ich die Straße ein
wenig und anstatt einen kleinen Umweg zu fahren und dann auf
geteerter Straße fahren zu können, nahmen wir die Gravelroad direkt
von Windhoek nach Swakop. Die Landschaft war wunderschön und wir
sahen auch ein paar Tiere. Als die Straße jedoch immer schlimmer
wurde und es links neben uns steil abwärts ging und rechts von der
Straße steil nach oben, fingen wir an zu zweifeln ob diese Straße
die richtige Wahl gewesen war. Es kam wie es kommen musste und wir
hörten ein seltsames Geräusch als wir gerade auf einem Bergpass
waren, mitten in der brütetenden Mittagshitze... Ein Vorderreifen
war geplatzt. Leonie fand das Ganze eher weniger witzig und meinte
hiermit wäre ein Albtraum wahr geworden. Wir hatten jedoch ein
unglaubliches Glück (nicht das letzte Mal auf unserer Reise) und es
kamen uns zwei Autos entgegengefahren als wir gerade versuchten den
Wagenheber zusammen zu schrauben. Die Autos welche uns auf dieser
Strecke begegneten konnte man nähmlich an einer Hand abzählen.
Jedenfalls wechselten uns die Männer ganz flott den Reifen, nachdem
sie sich ein wenig über uns lustig gemacht hatten was wir denn auf
dieser Straße mit solch einem Auto suchen würden, das ließen sie
sich dann nicht nehmen.
Nachdem wir insgesamt sieben Stunden
unterwegs waren und schon nicht mehr daran geglaubt hatten überhaupt
an zu kommen, erreichten wir Swakop. Schon von weitem konnte man den
Nebel über der Küste erkennen und schlagartig fiel die Temperatur
auf etwa 25 Grad.
Panne mit guter Aussicht |
Während unserem Aufenthalt dort waren
wir einige Stunden damit beschäftigt einen neuen Ersatzreifen
auzutreiben und schließlich bekamen wir drei neue Reifen von der
Autovermietung bezahlt, weil zwei weitere Reifen auch völlig kaputt
waren. Das kühle Wetter war total ungewohnt und mal wieder lange
Klamotten und vorallem geschlossene Schuhe abends an zu ziehen war
sehr, sehr merkwürdig.
Am 13. ging es weiter zu Cape Cross,
der Seerobbenkolonie. Der Gestank war unerträglich, der Anblick
unglaublich und die Geräusche merkwürdig. Hunderte von Robben lagen
aneinander und aufeinander im Wasser und auf den Steinen.
Anschließend fuhren wir noch am selben
Tag nach Uis. Dieser winzige "Ort" inmitten vom Nichts war
ausgestattet mit einer Tankstelle, einem "Supermarkt" und
einer Kreuzung.
Der Campingplatz war
gewöhnungsbedürftig und der Pool so eklig, dass wir auch bei
gefühlten Temperaturen von 80 Grad auf das Baden verzichteten. Ich
denke eigentlich schon, dass ich in so mancher Hinsicht hier
toleranter geworden bin, aber als ich mir die Dusche mit zwei
Fröschen aus dem Abguss teilen musste, war das dann doch eine
Erfahrung auf die ich hätte verzichten können.
Froh darüber aus diesem "Ort"
wegzukommen, packten wir unsere Sachen am nächsten Morgen flott
zusammen und es ging weiter über Stock und Stein nach Khorixas.
Auch dieser Ort war nicht weltbewegend,
aber der einzige Supermarkt den wir auftreiben konnten hatte
zumindest ein wenig Brot und Erdnussbutter (standard Essen der
Reise). Auch hier scheiterten wir an dem Versuch in den Pool zu
gehen. Bereits beim vorbei laufen wurden wir von allen Seiten
angequatscht, Touristen bzw junge, weibliche Touristen waren dort
wohl die große Ausnahme.
Wieder wurde das Zelt am nächsten
morgen zusammen gepackt und die Schlafsäcke zusammen gerollt.
Next Stop, Etosha Safari Camp. Der
Campingplatz liegt 10 km außerhalb vom Etosha Nationalpark und
gehört, wie auch viele andere, zu einer Lodge dazu.
Die Atmosphere war unheimlich schön
und gemütlich. Abends gab es Live Musik im Restaurant, wo wir uns
das Essen nicht leisten konnten und es gab mal wieder
Erdnussbutterbrot, aber die Musik war trotzdem gut!
Nach dem Frühstück,
Erdnussbutterbrot, hüpften wir aufgeregt ins Auto um auf Safari zu
gehen. Kurz nach dem Parkeingang standen drei Giraffen neben der
Straße und Leonies Kommentar dazu war:"Sind die echt? Die
können doch nicht echt sein!" Bereits nach einigen Minuten
mussten wir anhalten, weil Zebras und Giraffen über die Straße
liefen. Super gut gelaunt ging es weiter nach Okaukuejo, einem
kleinen Ort bzw Unterkunft und Infostand im Park. Dort schauten wir
uns, noch zu Fuß, das erste Wasserloch an. Es war der Hammer! Ein
tierisches Chaos und Getummel war zu sehen. Zebras, Büffel,
Antilopen, Kudus, Oryxe und so weiter sammelten sich um das Loch um
zu trinken oder sich abzukühlen. Total fasziniert beobachteten wir
das Ganze für einige Stunden bevor es im Auto weiterging.
Oberste Regeln "Stay in your Car"
und "Stay on the road". Los ging es also, wir zwei Mädels
in unserem Polo durch die Pampa mit dem ein oder anderen wilden Tier
(es leben etwa zweieinhalbtausend Löwen in Etosha).
Unser nächster Stop war das Nebrowni
Wasserloch. Als wir ankamen waren einige Zebras und Oryxe vor Ort.
Der Anblick war wirklich surreal. Man sitzt in seinem Auto und
beobachtet wie auf einem VIP Platz die Tiere bei ihrem alltäglichen
Leben. Als wir gerade weiterfahren wollten entdeckten wir drei, sich
bewegende, graue Punkte in der Ferne. Wir konnten unser Glück kaum
glauben, als wir feststellten, dass es drei Elephanten waren, welche
anscheinend Durst hatten und in unsere Richtung liefen. Die drei
Brummer waren einfach gigantisch und unheimlich fotogen. Sie zeigten
sich von allen Seiten, spritzten Schlamm über ihre Rücken und
blubberten mit ihren Rüsseln im Wasser wie kleine Kinder. Strahlend
beobachteten wir die Elephanten bei ihren langsamen und schwermütigen
Bewegungen. Stunden später ging es wieder weiter.
Eine Weile sahen wir wieder weniger
Tiere und die Schotterpiste war teilweise wirklich schlimm. Nach
einiger Zeit meinte Leonie:" Schau mal da scläft doch was."
Ja tatsächlich... Als wir feststellten was dieses etwas waren
erschreckten wir uns gewaltig... Eine Löwin lag einige Meter von
unserem Auto entfernt unter einem Baum und schlief. Damit wir sie ein
wenig besser sehen konnten fuhren wir ein Stück rückwärts.
Plötzlich schreit Leonie neben mir laut auf und wir stellen entsetzt
fest, dass direkt neben unserem Auto weitere drei Löwen schliefen.
Wir hatten sie zuvor, warum auch immer, nicht gesehen. Mit rasendem
Herz und fast Tränen in den Augen, machten wir nervös einige Fotos.
Flüsternd diskutierten wir ob wir die Scheibe runterkurbeln könnten
oder nicht. Wir entschieden uns dafür, als ein Löwe jedoch die
Augen aufschlug fuhren wir mit aufheulendem Motor schnell weiter.
Kurz darauf sahen wir noch einen männlichen Löwen dösend am
Straßenrand liegen. Wir konnten unser Glück kaum fassen so viele
tolle Tiere gesehen zu haben und fuhren erschöpft zurück, nach acht
Stunden im Auto.
Auch am nächsten Tag machten wir uns
wieder auf den Weg um Tiere zu sehen. Es fühlte sich an als ob man
im Kino sitzt, Bananenchips mampfend saßen wir im Auto und fuhren
weiter durch die Gegend. Nach einiger Zeit kam uns unser erstes Auto
auf diesem Weg entgegen und der Fahrer winkte uns, damit wir
anhielten. Er erklärte uns aufgeregt, dass unter dem Busch da hinten
ein Löwe schlafe. Mit klopfendem Herzen fuhren wir langsam weiter
und entdeckten unseren 6. Löwen. Er war lange nicht so nahe an der
Straße wie die vom Vortag, aber trotzallem unheimlich
furchteinflößend und faszinierend. Einige Meter weiter war die
Straße ein wenig breiter, ein Aussichtspunkt auf die Salzpfanne,
welche sich über den kompletten Park erstreckt.
Gebannt schauten wir den Tieren an
einem kleinen Wasserloch zu, als ich mich nichts ahnend umschaue und
kurz aufschreie als plötzlich die Löwin von gerade eben über die
Straße läuft in Richtung Wasserloch, schleichend und muskulös
durch das Gras bis zum Wasser. Die Luft anhaltend beobachten wir das
Ganze. Außer uns keine Menschenseele in Sicht. Die Daumen drückend,
dass sie nicht gerade Hunger auf einem Mittagssnack hat, Antilopen
und Zebras waren in erreichbarer Nähe, saßen wir im Auto.
Schließlich schlich die Löwin wieder zurück in den Schatten und
wir fuhren weiter.
Die Landschaft war total unwirklich und
wechselte ständig. Als wir gerade feststellten, dass überall
Knochen unter den Bäumen lagen und es genug Schatten für ein
Löwennickerchen gäbe machte unser Auto ein schreckliches Geräusch.
Es klang als ob Metall aufeinander schliff. Erschrocken hielten wir
an. Um die Reifen zu checken und zu schauen was es denn sein könnte
stieg ich aus dem Wagen. Völlig aufgelöst rief Leonie ich sollte
doch bitte wieder aus dem Löwenwohnzimmer raus und in unser Auto
kommen. Ja dann saßen wir in unserem Polo zwischen Zebra und
Giraffenskeletten und wussten nicht weiter. Unsere Glücksfee muss
auf Hochtouren gearbeitet haben, denn nach kurzer Zeit kam ein Auto
mit einem deutschen Pärchen, welches wir um Hilfe baten. Zögernd
stieg der Mann aus und fuhr ein Stück mit unserem Auto. Nach einigen
starken Kurven und Vollbremsungen war das Geräusch weg. Erleichtert
ging es weiter und schließlich zurück zum Camp.
Den nächsten Tag verbrachten wir an
unserem persönlichen Wasserloch, dem Pool.
Schließlich war es Zeit für unsere
letzte Station und es ging zum Waterberg. Als wir dort ankamen
stellten wir fest, dass außer den Campingplätzen nichts war und die
Logde ebenfalls einige Kilometer entfernt lag. Außer drei anderen
Gästen, welche irgendwo anders, jedefalls außer Sicht und Hörweite
waren, waren wir alleine. Naja zumindest ohne andere menschliche
Wesen. Der Platz war gepflegt und nicht zu weit entfernt gab es sogar
einen schönen Pool inmitten von Büschen und Steinen. Ein wenig
beunruhigt stellten wir fest, dass einige Tierspuren auf unserem
kleinen Platz zu sehen waren darunter auch Affenspuren. Aline, eine
total goldige Frau, welche einige Stunden am Tag für die
Campingplätze verantwortlich war meinte, dass wir einfach laut reden
sollen das würde die Affen dann schon vertreiben außerdem seien sie
sowieso immer am Berg und nicht hier.
Als es dämmerte aßen wir eine
Kleinigkeit und saßen auf der mitgebrachten Decke, als wir ein
Knacken in den Büschen hörten. Kurz darauf fanden wir uns im Auto
wieder. Erschrocken überlegten wie wir jegliche Tiere am besten
verscheuchen könnten. Also fuhren wir hupend Kreise um unser Zelt
während wir mit der Lichthupe immer wieder die Büsche hell
erleuchteten. Danach beeilten wir uns zum Waschhaus zu kommen und
Bett fertig zu machen. Es war erst 21.00 Uhr als wir uns schlafen
legten und schon bald schlummerten wir, bis... Aus irgendeinem Grund
wachte ich auf und ich hörte ein lautes Atmen neben mir. Ich war ein
wenig erkältet, also dachte ich ich höre meinen eigenen Atem. Als
ich diesen jedoch anhielt war das Geräusch immer noch da, jetzt
begleitet von einem leichten Bauchgrummeln. Da ich auf der Seite lag
stellte ich fest, dass das Atmen von draußen kommen musste und das
Tier direkt neben meinem Kopf lag nur getrennt durch die Zeltwand.
Mit Herzrasen und steif wie ein Brett lag ich panisch in meinem
Schlafsack und hoffte einfach, dass dieses Tier verschwinden würde.
Das Atmen beruhigte sich jedoch und es machte nicht den Anschein als
ob dieses Etwas bald verschwinden würde. Bei der kleinsten Bewegung
oder dem rascheln vom Schlafsack ging der Atem wieder schneller. Die
Blase drückte und ich konnte mich vor Angst nicht bewegen. Auf
einmal leuchtete ein Handy in unserem Zelt auf und ich stellte fest,
dass Leonie ebenfalls wach lag. Es war kurz vor halb Eins. Flüsternd
berieten wir uns was wir machen sollten. Nach einiger Überwindung
holte Leonie den Autoschlüssel aus ihrer Tasche und schloss das Auto
auf und wieder zu, da es jedes Mal hupte und aufleuchtete rannten die
Tiere weg zum Teil mit einem bösen Geschrei. Irgendwann mussten wir
so dringend Pinkeln, dass wir beschlossen mit lauter Handymusik,
Taschenlampendisko, gröhlend und stampfend zum Waschhaus zu rennen.
Es kostete uns über eine Stunde uns wieder zu überwinden zurück
zum Zelt zu gehen. Um irgendwie die Geräusche zu übertönen hörten
wir einen Podcast nach dem anderen auf dem Handy und es war etwa 5.00
Uhr als wir wieder einschliefen. Um 8.00 Uhr klingelte der Wecker,
wir hatten eine Wanderung geplant. Fix und fertig begutachteten wir
die Spuren um unser Zelt herum. Es muss die reinste Tierparty gewesen
sein! Affenspuren jeder Größe, Stachelschwein und
Warzenschweinspuren und sonstige undefinierbaren Fußabdrücke waren
zu sehen.
Schleppend machten wir uns mit dem Auto
auf den Weg zur Lodge wo der Wanderweg anfangen sollte. Los ging es
auf dem fast nicht sichtbaren Pfad über Steine, Stämme und
Gestrüpp. Es kam wie es kommen musste und wir wussten nicht wo der
Weg weiter ging. Nach einigen Versuchen entdeckten wir ein Stück
Pfad ein wenig abwärts. Es war nun ein anderer Weg aber nun gut.
Irgendwann hörten wir komische
Geräusche und kurz darauf stellten wir fest, dass es unsere neuen
Feinde waren, Paviane. Eine etwa fünfzig Mann starke Affenherde saß
direkt dort wo unser Weg hinführte. Den Rat von Aline befolgend
liefen wir langsam und laut redend weiter. Dies hatte anscheinend
seine gewünschte Wirkung und die Affen gingen weg. Es sollte sich
jedoch nur als vorrübergehend rausstellen. Wir hörten einige Affen
brüllen und ich machte einen Satz nach hinten. Leonie rief "Hannah
egal was, lass uns nicht rennen". Wir diskutierten ob wir weiter
gehen sollten oder nicht und entschlossen uns dafür. Wie aus dem
Nichts erschienen die größten Affen der Bande und rannten schreiend
auf uns zu. Man kann es sich nicht vorstellen wie laut sie gebrüllt
haben. Kreischend ist Leonie um ihr Leben gerannt und ich hinterher
mit dem Gefühl jede Sekunde einen Affen im Nacken zu haben. Keuchend
sind wir irgendwann langsamer geworden das Gebrüll immer noch in der
Ferne. Ein riesiger Stich hat Leonie entgültig aus der Fassung
gebracht und als wir mit Gestrüpp im Haar, hochroter Birne, Tränen
in den Augen und verschwitzt wieder bei der Lodge angekommen sind
haben wir einen Eisbeutel für den Stich bekommen und einige
mitleidige Blicke noch dazu. Die Erklärung von ihnen war "Normally
they don't attac people" Tja normally...
Als wir Aline gesagt haben, dass wir
eine Nacht früher als geplant abreisen wollen meinte sie wir sollen
doch bleiben, sie würde ihren Supervisor um Rat bitten. Das Ganze
hat dann so geendet, dass wir eine Gaströte bekommen und mit dieser
in der Hand fix und fertig eingeschlafen sind.
Dann ging es auch schon wieder zurück
nach Omaruru. Die Kinder wollten gerade mit den Mädels einen
Milchshake trinken gehen als wir angekommen sind. Kreischend sind die
Kids zum Auto gerannt gekommen und haben uns herzlich umarmt und
geknuddelt.
Die drei Wochen mit Leonie waren
wunderschön und ich habe es unendlich genossen das alles hier
jemanden zeigen zu können, vieles kann man einfach nicht in Worte
fassen. In den zwei Wochen unserer Reise hatte ich jedoch auch
Heimweh nach Omaruru und ich habe ernsthafte Angst vor dem Abschied
hier. Alleine der Gedanke das alles hier hinter mir lassen zu müssen,
die Kinder, die Mädels und Freunde, die Hausmütter, das Land, die
ganze Stimmung und Mentalität, treibt mir die Tränen in die Augen.
Trotzallem freue ich mich natürlich auch auf mein deutsches Zuhause
und versuche jetzt einfach noch die letzte Zeit zu genießen. Bis
bald!