Samstag, 22. Dezember 2012

Ovambo Hochzeit

Ovambo Hochzeit

Mittags um 15.00 Uhr ging der Roadtrip mit Rachel und Andreas (Haven-Manager) los. Wir hatten 8 Stunden vor uns, trotzdem war die Stimmung bestens und es ging los in Richtung Norden.
Unser Ziel war ein Dorf in der Nähe von Oshakati (nördlich der Etosha Pfanne). Was genau uns erwarten würde wussten wir nicht. Was wir wussten war, dass eine Hochzeit stattfinden würde und zwar die des Vaters von Sarlote (die Freundin von Andreas).
Es gab unzählige Roadblocks (Polizeikontrollen) und beim Tanken kamen wir etwas ins Rudern als es nach dem Auffüllen des Tanks hieß es werden keine Karten akzeptiert. Fünf Minuten früher hatten sie noch fleißig genickt als wir nachgefragt hatten. Das Ganze wurde dann so gelöst, dass wir einen Securitymann bis zum nächsten Dorf (70km) mitnahmen, dort Geld abhoben und ihm dann die 4€ zahlten für ein Taxi zurück.
Als wir schließlich um halb 12.00 Uhr abends in die Nähe des erwünschten Ziels ankamen riefen wir Sarlote an damit diese uns den restlichen Weg beschreiben konnte. Irgendwo auf einer Gravel Road haben sie uns schließlich eingesammelt woraufhin es dann wirklich in die Pampa ging. Nachdem wir uns dann auch noch verfahren hatten sind wir dann jedoch endlich angekommen. Es war stockdunkel, aber doch das was wir zu sehen bekamen war schon wirklich beeindruckend! Das Dorf war mit einem hölzernen Zaun umgeben und bestand aus zwei Haupthäusern und traditionellen Runden Lehmhütten. Nachdem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten wurde uns die einzige Wasserquelle des Dorfes gezeigt, ein Wasserhahn. Dort konnten wir dann Zähneputzen und auf die Frage wo man denn Pinkeln könnte hieß es "Ach da die sonne bereits untergegangen ist, geh einfach in irgendeine Ecke.".
Die Nacht endete bereits um 4.00 Uhr Nachts als die Frauen des Dorfes mit lautem Geschrei (soetwas wie "wilililiii-walakasha-walakasha") durch das Dorf düsten und ihren Trampel-Stampf-Tanz ausführten. Da es auch zu dieser Zeit noch Dunkel war konnten wir auch dann noch nicht die Ganze Pracht des Dorfes erblicken. Der Sonnenaufgang tauchte die Hütten dann später in ein wunderschönes Licht und der Anblick war überwältigend. Die alten Frauen beschäftigten sich weiter mit ihren tradtionellen Tänzen während die jüngeren (darunter auch Rachel, Sarlote und ich) anfingen das Essen vorzubereiten. Auf unzähligen Feuern wurden Kartoffeln gekocht, soeben gerupfte Hünchen abgekocht und so weiter. Nach gefühlten 50 Kg geraspelten Karotten taten uns die Hände höllisch weh und es ging weiter mit Kartoffeln schälen. Die Atmosphere war unheimlich familär und ausgelassen. Hier wurde Getreide gestampft für ein trditionelles Getränk, dort wurden die letzten Feinschliffe an der Festkleidung gemacht und zwischendurch lief die Braut im Bademantel und Haube hin und her um nach den Rechten zu sehen. Die Männer waren währenddessen damit beschäftigt 4 Kühe zu schießen und zu schlachten. Das ganze spielte sich in einem Krahl außerhalb des Dorfes ab. 
Die Frauen beim Kochen
Die Männer beim Schlachten
Wilililiiiii-Walakasha-Walkasha
noch mehr Wililililiii

Später ging es dann in die Kirche. Neben unserer Hochzeit fand noch eine weitere statt. Der Gottesdienst war erfüllt von den "willililili"- Rufen der alten Dorffrauen und ihrem wedeln mit den Pferdeschwänzen (siehe Bild).
Nach 3 Stunden ging es zurück in das Dorf (übrigens das der Braut). Mit großem Tamtam wurde in das Dorf einmarschiert. Der nächste Programmpunkt fand unter einem riesen Baum außerhalb des Dorfes statt. Es wurden Reden gehalten, das Brautpaar musste das selbstgebräute Getränk trinken (schmeckt ekelhaft!) und es wurde Geschenke übergeben. Die Frauen brachten ihre Geschenke in Körben auf ihren Köpfen. 
Sarah, ich, Rachel, Sarlote
 Die Hitze war zum Teil unerträglich und wir waren froh als es am frühen Abend ein wenig erträglicher wurde und es schließlich Essen gab. Das Buffet bestand zum Großteil, typisch Namibia, aus Fleisch. 
Totmüde ging es nach vielem weiteren Gesinge und Getanze ins Zelt zum Schlafen. 
Auch diese Nacht war nicht lange und bereits nach dem aufstehen wurde alles zusammen gepackt. Jetzt hieß es das Ganze nocheinmal und zwar in dem Dorf des Bräutigams. Wir verzogen uns zwischendurch um Oshakati und Ondangwa anzuschauen und etwas zu essen.
Nach einem Besuch bei Sarlotes Mutter schlossen wir uns wieder der Hochzeitsgesellschaft an. Die ganze Sachen mit dem Einmarsch und unter dem Baum wurden wiederholt. Zum Abschied bekam ich noch einen Ovambo-Namen, Nelao. Da wir fix und fertig waren hatten wir eigentlich vor Nachmittags um 3.00 Uhr abzufahren. Naja nach dem Essen um 20.00 Uhr ging es dann in Richtung Zuhause. Demnach waren wir dann um 3 Uhr Nachts Zuhause.
Dieses Wochenende war unbeschreiblich und ich hätte nie gedacht, dass ich einmal die Möglichkeit bekommen würde soetwas mitzuerleben. Die bunten Kleider, die Bräuche und Traditionen, das Dorf ohne Strom mit den Lehmhütten, die Emotionen der Menschen, die Versuche Oshivambo zu sprechen und noch viel mehr, für diese Erfahrungen bin ich wirklich dankbar und werde das Wochenende mit Sicherheit nie wieder vergessen.

 
Schöne Weihnachtsfeiertage an alle!

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