Ovambo Hochzeit
Mittags um 15.00 Uhr ging der Roadtrip
mit Rachel und Andreas (Haven-Manager) los. Wir hatten 8 Stunden vor
uns, trotzdem war die Stimmung bestens und es ging los in Richtung
Norden.
Unser Ziel war ein Dorf in der Nähe
von Oshakati (nördlich der Etosha Pfanne). Was genau uns erwarten
würde wussten wir nicht. Was wir wussten war, dass eine Hochzeit
stattfinden würde und zwar die des Vaters von Sarlote (die Freundin
von Andreas).
Es gab unzählige Roadblocks
(Polizeikontrollen) und beim Tanken kamen wir etwas ins Rudern als es
nach dem Auffüllen des Tanks hieß es werden keine Karten
akzeptiert. Fünf Minuten früher hatten sie noch fleißig genickt
als wir nachgefragt hatten. Das Ganze wurde dann so gelöst, dass wir
einen Securitymann bis zum nächsten Dorf (70km) mitnahmen, dort Geld
abhoben und ihm dann die 4€ zahlten für ein Taxi zurück.
Als wir schließlich um halb 12.00 Uhr
abends in die Nähe des erwünschten Ziels ankamen riefen wir Sarlote
an damit diese uns den restlichen Weg beschreiben konnte. Irgendwo
auf einer Gravel Road haben sie uns schließlich eingesammelt
woraufhin es dann wirklich in die Pampa ging. Nachdem wir uns dann
auch noch verfahren hatten sind wir dann jedoch endlich angekommen.
Es war stockdunkel, aber doch das was wir zu sehen bekamen war schon
wirklich beeindruckend! Das Dorf war mit einem hölzernen Zaun
umgeben und bestand aus zwei Haupthäusern und traditionellen Runden
Lehmhütten. Nachdem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten wurde uns
die einzige Wasserquelle des Dorfes gezeigt, ein Wasserhahn. Dort
konnten wir dann Zähneputzen und auf die Frage wo man denn Pinkeln
könnte hieß es "Ach da die sonne bereits untergegangen ist,
geh einfach in irgendeine Ecke.".
Die Nacht endete bereits um 4.00 Uhr
Nachts als die Frauen des Dorfes mit lautem Geschrei (soetwas wie
"wilililiii-walakasha-walakasha") durch das Dorf düsten
und ihren Trampel-Stampf-Tanz ausführten. Da es auch zu dieser Zeit
noch Dunkel war konnten wir auch dann noch nicht die Ganze Pracht des
Dorfes erblicken. Der Sonnenaufgang tauchte die Hütten dann später
in ein wunderschönes Licht und der Anblick war überwältigend. Die
alten Frauen beschäftigten sich weiter mit ihren tradtionellen
Tänzen während die jüngeren (darunter auch Rachel, Sarlote und
ich) anfingen das Essen vorzubereiten. Auf unzähligen Feuern wurden
Kartoffeln gekocht, soeben gerupfte Hünchen abgekocht und so weiter.
Nach gefühlten 50 Kg geraspelten Karotten taten uns die Hände
höllisch weh und es ging weiter mit Kartoffeln schälen. Die
Atmosphere war unheimlich familär und ausgelassen. Hier wurde
Getreide gestampft für ein trditionelles Getränk, dort wurden die
letzten Feinschliffe an der Festkleidung gemacht und zwischendurch
lief die Braut im Bademantel und Haube hin und her um nach den
Rechten zu sehen. Die Männer waren währenddessen damit beschäftigt
4 Kühe zu schießen und zu schlachten. Das ganze spielte sich in
einem Krahl außerhalb des Dorfes ab.
Die Frauen beim Kochen |
Die Männer beim Schlachten |
Wilililiiiii-Walakasha-Walkasha |
noch mehr Wililililiii |
Später ging es dann in die Kirche.
Neben unserer Hochzeit fand noch eine weitere statt. Der Gottesdienst
war erfüllt von den "willililili"- Rufen der alten
Dorffrauen und ihrem wedeln mit den Pferdeschwänzen (siehe Bild).
Nach 3 Stunden ging es zurück in das
Dorf (übrigens das der Braut). Mit großem Tamtam wurde in das Dorf
einmarschiert. Der nächste Programmpunkt fand unter einem riesen
Baum außerhalb des Dorfes statt. Es wurden Reden gehalten, das
Brautpaar musste das selbstgebräute Getränk trinken (schmeckt
ekelhaft!) und es wurde Geschenke übergeben. Die Frauen brachten
ihre Geschenke in Körben auf ihren Köpfen.
Sarah, ich, Rachel, Sarlote |
Die Hitze war zum Teil unerträglich
und wir waren froh als es am frühen Abend ein wenig erträglicher
wurde und es schließlich Essen gab. Das Buffet bestand zum Großteil,
typisch Namibia, aus Fleisch.
Totmüde ging es nach vielem weiteren
Gesinge und Getanze ins Zelt zum Schlafen.
Auch diese Nacht war nicht
lange und bereits nach dem aufstehen wurde alles zusammen gepackt.
Jetzt hieß es das Ganze nocheinmal und zwar in dem Dorf des
Bräutigams. Wir verzogen uns zwischendurch um Oshakati und Ondangwa
anzuschauen und etwas zu essen.
Nach einem Besuch bei Sarlotes Mutter
schlossen wir uns wieder der Hochzeitsgesellschaft an. Die ganze
Sachen mit dem Einmarsch und unter dem Baum wurden wiederholt. Zum Abschied bekam ich noch einen Ovambo-Namen, Nelao. Da wir
fix und fertig waren hatten wir eigentlich vor Nachmittags um 3.00
Uhr abzufahren. Naja nach dem Essen um 20.00 Uhr ging es dann in
Richtung Zuhause. Demnach waren wir dann um 3 Uhr Nachts Zuhause.
Dieses Wochenende war unbeschreiblich
und ich hätte nie gedacht, dass ich einmal die Möglichkeit bekommen
würde soetwas mitzuerleben. Die bunten Kleider, die Bräuche und
Traditionen, das Dorf ohne Strom mit den Lehmhütten, die Emotionen
der Menschen, die Versuche Oshivambo zu sprechen und noch viel mehr,
für diese Erfahrungen bin ich wirklich dankbar und werde das
Wochenende mit Sicherheit nie wieder vergessen.
Schöne Weihnachtsfeiertage an alle!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen