Roadtrip in die Wüste
10.02.2013
Nachdem unser Urlaub um eine Woche
verschoben werden musste, da wir den Bus nicht mehr bekommen hatten,
ging es nun an diesem Morgen los. Um 9.00 Uhr wurde uns der T3 Bus,
Fridolin wie wir ihn nannten, vor den Haven geliefert. Total
aufgekratzt und voller Vorfreude stopften wir unsere Sachen in den
Bus. Dann ging es auch schon los mit dem fahrenden Wohnzimmer und
fünf Mädels in Richtung Wüste.
Erster Stopp Okahandja. Dort versuchten
wir, manche von uns vergeblich, Geld abzuheben und der nette Mann
welcher uns Fridolin gebracht hatte leihte uns noch seinen Adapter
aus, damit es auch nicht an Musik fehlte auf der Fahrt. Er begleitete
uns noch bis Windhoek um dann dort mitten auf einer Schnellstraße
auszusteigen. Dann plötzlich waren wir auf uns alleine gestellt.
Nach einer nicht vorhandenen Autoeinweisung und ein paar Versuchen
die Gänge reinzubekommen ging es wieder los. Es folgten ein paar
Stunden Fahrt auf der Gravel Road (unbefestigte Straße) welche nur
hin und wieder von ein paar Eseln, Wildpferden, Ziegen oder
Wildschweinen auf dem Weg unterbrochen wurde. Kurz vor unserem Ziel,
Rehoboth, sahen wir sogar einige Zebras und Giraffen.
Lake Oanob |
Als wir schließlich ankamen, waren wir
völlig überrascht von so viel Wasser mitten in Afrika. Der
Zeltplatz liegt an einem wunderschönen See (Lake Oanob). Nachdem wir
die Zelte aufgeschlagen hatten hüpften wir in den eher weniger
kühlen See und bewunderten den schönen Sonnenuntergang über dem
glitzernden Wasser.
Die Fridolin-Crew |
11.02.2013
An diesem Morgen machte sich dann
unsere fehlende Autoeinweisung bemerkbar. Fridolin sprang nicht an
und nachdem wir verzweifelt versucht hatten ihn anzuschieben, was vermutlich
ziemlich bescheuert aussah, suchten wir Hilfe bei den Angestellten.
Doch auch diese Kerle schafften es nicht unseren Fridolin in Fahrt zu
bringen. Schließlich gaben wir das Anschieben auf und versuchten es
mit einer neuen Taktik, einfach mal alle Knöpfe drücken die man
sieht. Diese Taktik ging dann sogar auf und wir bekamen raus, dass
unser anscheinend doch nicht so veralteter Bus eine Wegfahrsperre
besaß.
Nach diesen anfänglichen Beschwerden
ging es wieder auf die Straße beziehungsweise wohl eher Buckelpiste.
Drei Stunden später war ich völlig am Ende mit den Nerven und
stellte den Bus ín Solitär ab. Die Landschaft während der Fahrt
war wirklich umwerfend und wir sahen einige Affenherden am
Straßenrand, das Fahren jedoch war in der Hitze eine echte Qual und
die Qualität der Buckelpiste ließ zu wünschen übrig. Völlig
fertig machten wir eine Pause und genossen den leckeren Kuchen
inmitten der Wüste. Solitär besteht aus einer Logde, einer
Tanktstelle und einer Bäckerei. Auf einer namibischen Landkarte ist
es relativ groß markiert, was einem mal wieder deutlich macht, wie
klein die "Städte" im Verlgeich zu europäischen sind.
Gestärkt ging es weiter und man konnte die ersten roten Dünen am
Horizont erahnen.
Wieder einige Stunden später
erreichten wir unser Ziel, das Sesriem Camp. Dieser Campingplatz hat
den großen Vorteil, dass er innerhalb von dem Naturschutzpark liegt,
was es möglich macht den Sonnenaufgang in der Wüste zu verbringen
(das Tor in den Park macht "erst" um 6 uhr morgens auf).
Da wir nicht vorgebucht hatten, waren
wir erleichtert als wir sahen, dass der Campingplatz entgegen der
Beschreibung im Reiseführer, alles andere als ausgebucht war. Diesen
Sonnenuntergang genossen wir in dem kleinen Pool. Die Landschaft
welche uns umgab war der Hammer, knöchelhohe beige Gräser, rote
Dünen in der Ferne und Antilopen welche sogar auf dem Campingplatz
herumliefen. Diese verfluchten wir jedoch als wir uns schlafen legten
und sie kauend neben unseren Zelten hin und her trotteten. Da um uns
herum nichts außer weiter Landschaft war konnte man unheimlich viele
Sterne beobachten und sogar die Milchstraße deutlich erkennen.
12.02.2013
Um 4.30 Uhr klingelte unser Wecker und
damit begann einer der wohl anstrengensten wie auch schönsten Tage
meines Lebens. Völlig verschlafen und mit Kamera und Wasser
ausgestattet standen wir mit Fridolin vor dem Campingplatzgate und
warteten, dass dieses aufmachen würde. Total stolz, dass wir das
dritte Auto vor dem Gate waren konnten wir es kaum erwarten
loszudüsen. Das stellte sich dann jedoch als nicht ganz so einfach
raus. Mal wieder bockte der gute Fridolin und hatte andere Pläne.
Immer und immer wieder würgte der Motor ab und die Baterielampe
leuchtete munter vor sich hin. Wieder kamen uns hilfsbereite
Angestellte zur Hilfe, als die ungeduldigen Autofahrer hinter uns (2
Autos) uns überholten und wir immer noch mitten in der
Auseinandersetzung mit der Wegfahrsperre waren. Nach einer viertel
Stunde, einigen gedrückten Knöpfen und verzweifelten Wutausbrüchen
sprang der Motor schließlich an und wir düsten durch die
Dunkelheit. Kurz vor unserem ersten Ziel erreichten wir die anderen
Autos. "Dune 45" eine gut erreichbare Düne sei perfekt für
Sonnenaufgänge hieß es zu uns.
Auf Socken begannen wir im Dunkeln
die Düne zu besteigen. Das gestaltete sich nach einigen Minuten als
jedoch mehr als anstrengend. Man sank tief ein bei jedem Schritt, es
ging verdammt steil hoch und müde waren wir sowieso alle. Als wir
die Hälfte geschafft hatten, dachte ich ich würde jede Sekunde tot
von der Düne fallen so platt war ich. Ich habe keine Ahnung wie,
aber schließlich haben wir es geschafft bis nach oben zu kommen und
das ohne Herzinfarkt oder sonstiges. Kurz darauf bekamen wir auch die
ersten Sonnenstrahlen zu sehen und die Landschaft um uns herum wurde
deutlicher. Die Aussicht war umwerfend und zu tiefst beeindruckend!
Rote Dünen aneinander gereiht, welche einseitig beleuchtet wurden
und an der Spitze eine scheinbar scharfe Kanten. Das Schatten- und
Lichtspiel war wunderschön und der makellos blaue Himmel verlieh dem
ganzen etwas schon fast unwirkliches. Der rötliche Sand glitzerte
und war fein wie Puderzucker. Kleine Büsche wuchsen auf den riesigen
Sandhügeln und Tierspuren verzierten die ansonsten glatten Seiten.
In diesem Moment war der harte Aufstieg wie weggeblasen. Die Sonne
brachte bereits mit ihren ersten Strahlen unglaublich viel Wärme mit
und wir hatten noch viel vor uns. Nachdem wir versucht hatten uns
alles genauestens einzuprägen und wir einige Bilder gemacht hatten
ging es Dünenabwärts. Jetzt waren auch die Touristen welche
außerhalb geschlafen hatten hier angekommen und machten sich an den
Aufstieg. Locker flockig ging es abwärts, den Aufstieg schon wieder
fast verdrängt.
Anschließend ging es weiter bis zu dem
4x4 Parkplatz. Von dort aus mussten wir auf ein "Shuttle"
umsteigen, also quasi ein Taxi mit Vierradantrieb. Dafür, dass das
eine der Hauptattraktionen in Namibia ist, war erstaunlich wenig los!
Unser netter Fahrer machte uns auf "Deadvlei" aufmerksam,
welches wir vorher noch nicht gekannt hatten. Also stiegen wir aus
und machten uns wieder auf den Weg zwischen den Dünen hindurch nicht
wissend nach was wir eigentlich Ausschau halten sollten. Mittlerweile
war es verdammt heiß geworden (um 8.00 Uhr morgens) und wir hatten
uns Kopftücher umgewickelt um uns vor einem allzu schlimmen
Sonnenstich zu schützen. Nach einigen Minuten entdeckten wir es. Wir
hatten unser nicht bekanntes Ziel erreicht. Ein Tal voller
ausgetrockneter Bäume und rissigem Lehmboden breitete sich vor uns
aus. Der Anblick war so unwirklich, dass wir das Gefühl hatten in
ein Filmset geworfen zu sein. Der Gedanke, dass hier vor hunderten
von Jahren einmal Wasser durchgeflossen sei war völlig absurd!
Deadvlei |
Nach
einigem Bewundern und dem Herbeiwünschen eines Fotografischen
Gedächtnis ging es wieder zurück wo uns Fillemon unser Fahrer zur
"big-Mama" brachte, Sossusvlei. Da unsere Beine jedoch
bereits brannten wie sonst was und unsere Kraft uns langsam verließ
begnügten wir uns mit Fotos vom Fuße der Düne.
Sossusvlei |
Wir entdeckten eine
Reisegruppe wieder, welche wir bereits am morgen argwöhnisch
beobachten hatten. Achtzehn weiße Autos in einer Kolonne
vollgestopft mit bescheuerten, schnöseligen Deutschen Touristen. Nun
aßen sie an mit Tischdecken geschmückten Tischen inmitten der Wüste
ihr Mittagessen und ließen sich bedienen. Dass sie dabei völlig
bescheuert und arrogant rüber kamen war ihnen vermutlich nicht
bewusst.
Einige Zeit später packte Fillemon uns
wieder ein und wir fuhren zurück zu Fridolin auf den Parkplatz.
Wieder am Campingplatz angekommen
versuchten wir mit allen möglichen Methoden der Hitze zu entkommen.
Doch selbst im Schatten war es unerträglich und auf den Pool knallte
die Sonne. Also beschlossen wir wieder loszuziehen und noch den
Sesriem Canyon anzuschauen. Als wir ankamen war keine Menschenseele
dort und wir stiegen in das ehemalige Flussbett hinab. Das Wasser
hatte sich vor einiger Zeit durch die Steinschichten gefressen und
eine Schlucht hinterlassen. Die Stimmung in der nicht allzu breiten
Steinschlucht war schon fast unheimlich und Vögel schreckten aus den
Löchern hervor als wir hindurchliefen. Der Anblick war
beeindruckend!
Sesriem Canyon |
Anschließend machten wir einen kurzen
Stopp am Campingplatz um etwas zu essen und dann ging es auch schon
wieder los um den Sonnenuntergang auf der Elimdüne anzuschauen.
Die Elimdüne ist eine nahegelegene
Düne vom Campingplatz aus. Bereits auf der Hinfahrt stand die Sonne
tief und warf ein warmes Licht auf die ewig weite Landschaft.
Strauße, Antilopen und Oryxe standen zwischen den Gräsern und die
Wüste leuchtete in allen möglichen Rottönen. Ein letztes Mal an
diesem Tag stapften wir eine Düne hoch, diesmal jedoch nur eine
kleine. Immernoch strahlte der Himmel ohne eine einzige Wolke blau
über uns. Im weichen Sand sitzend beobachteten wir wie die
Sonne langsam am Horizont verschwand. Keiner wollte und konnte sich
von dem Anblick losreißen als es Zeit war zu gehen. Wir wussten,
dass das Campingplatzgate bald schließen würde und trotzdem wollten
wir einfach nur, dass dieser Moment nicht vergeht. Es war einer
dieser Momente in dem alles perfekt scheint und man vollkommen
glücklich ist. Letztendlich mussten wir uns leider doch von diesem
umwerfenden Augenblick lösen und zurück fahren.
Bald darauf gingen wir auch schon
schlafen, völlig am Ende von den vielen Eindrücken, der Hitze und
der Anstrengung.
13.02.2013
Mit Muskelkater und leichtem
Sonnenbrand ging es dann auch schon wieder in Richtung Zuhause. Wir
packten unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg. Wieder
stoppten wir in Solitär um uns mit dem leckeren Kuchen zu stärken.
Am späten Nachmittag kamen wir in
Rehoboth an um dort nocheinmal zu übernachten bevor wir wieder in
Omaruru ankommen würden.
14.02.2013
Am Valentinstag ging es dann wieder
nach Hause, voll mit Eindrücken und Bildern in unseren Köpfen.
Diese Pause von dem Alltag war wirklich nötig und hat unglaublich
gut getan. Körperlich sind wir zwar total platt angekommen, mental
jedoch wieder voller Elan. Die Kinder wieder zu sehen und in den Arm
zu nehmen war total schön und es war ein Stück weit wie nach Hause
kommen.