Freitag, 15. Februar 2013

Roadtrip in die Wüste

Roadtrip in die Wüste

10.02.2013
Nachdem unser Urlaub um eine Woche verschoben werden musste, da wir den Bus nicht mehr bekommen hatten, ging es nun an diesem Morgen los. Um 9.00 Uhr wurde uns der T3 Bus, Fridolin wie wir ihn nannten, vor den Haven geliefert. Total aufgekratzt und voller Vorfreude stopften wir unsere Sachen in den Bus. Dann ging es auch schon los mit dem fahrenden Wohnzimmer und fünf Mädels in Richtung Wüste.
Erster Stopp Okahandja. Dort versuchten wir, manche von uns vergeblich, Geld abzuheben und der nette Mann welcher uns Fridolin gebracht hatte leihte uns noch seinen Adapter aus, damit es auch nicht an Musik fehlte auf der Fahrt. Er begleitete uns noch bis Windhoek um dann dort mitten auf einer Schnellstraße auszusteigen. Dann plötzlich waren wir auf uns alleine gestellt. Nach einer nicht vorhandenen Autoeinweisung und ein paar Versuchen die Gänge reinzubekommen ging es wieder los. Es folgten ein paar Stunden Fahrt auf der Gravel Road (unbefestigte Straße) welche nur hin und wieder von ein paar Eseln, Wildpferden, Ziegen oder Wildschweinen auf dem Weg unterbrochen wurde. Kurz vor unserem Ziel, Rehoboth, sahen wir sogar einige Zebras und Giraffen.
Lake Oanob
Als wir schließlich ankamen, waren wir völlig überrascht von so viel Wasser mitten in Afrika. Der Zeltplatz liegt an einem wunderschönen See (Lake Oanob). Nachdem wir die Zelte aufgeschlagen hatten hüpften wir in den eher weniger kühlen See und bewunderten den schönen Sonnenuntergang über dem glitzernden Wasser.
Die Fridolin-Crew

11.02.2013
An diesem Morgen machte sich dann unsere fehlende Autoeinweisung bemerkbar. Fridolin sprang nicht an und nachdem wir verzweifelt versucht hatten ihn anzuschieben, was vermutlich ziemlich bescheuert aussah, suchten wir Hilfe bei den Angestellten. Doch auch diese Kerle schafften es nicht unseren Fridolin in Fahrt zu bringen. Schließlich gaben wir das Anschieben auf und versuchten es mit einer neuen Taktik, einfach mal alle Knöpfe drücken die man sieht. Diese Taktik ging dann sogar auf und wir bekamen raus, dass unser anscheinend doch nicht so veralteter Bus eine Wegfahrsperre besaß.
Nach diesen anfänglichen Beschwerden ging es wieder auf die Straße beziehungsweise wohl eher Buckelpiste. Drei Stunden später war ich völlig am Ende mit den Nerven und stellte den Bus ín Solitär ab. Die Landschaft während der Fahrt war wirklich umwerfend und wir sahen einige Affenherden am Straßenrand, das Fahren jedoch war in der Hitze eine echte Qual und die Qualität der Buckelpiste ließ zu wünschen übrig. Völlig fertig machten wir eine Pause und genossen den leckeren Kuchen inmitten der Wüste. Solitär besteht aus einer Logde, einer Tanktstelle und einer Bäckerei. Auf einer namibischen Landkarte ist es relativ groß markiert, was einem mal wieder deutlich macht, wie klein die "Städte" im Verlgeich zu europäischen sind. Gestärkt ging es weiter und man konnte die ersten roten Dünen am Horizont erahnen. 
Wieder einige Stunden später erreichten wir unser Ziel, das Sesriem Camp. Dieser Campingplatz hat den großen Vorteil, dass er innerhalb von dem Naturschutzpark liegt, was es möglich macht den Sonnenaufgang in der Wüste zu verbringen (das Tor in den Park macht "erst" um 6 uhr morgens auf).
Da wir nicht vorgebucht hatten, waren wir erleichtert als wir sahen, dass der Campingplatz entgegen der Beschreibung im Reiseführer, alles andere als ausgebucht war. Diesen Sonnenuntergang genossen wir in dem kleinen Pool. Die Landschaft welche uns umgab war der Hammer, knöchelhohe beige Gräser, rote Dünen in der Ferne und Antilopen welche sogar auf dem Campingplatz herumliefen. Diese verfluchten wir jedoch als wir uns schlafen legten und sie kauend neben unseren Zelten hin und her trotteten. Da um uns herum nichts außer weiter Landschaft war konnte man unheimlich viele Sterne beobachten und sogar die Milchstraße deutlich erkennen.

12.02.2013
Um 4.30 Uhr klingelte unser Wecker und damit begann einer der wohl anstrengensten wie auch schönsten Tage meines Lebens. Völlig verschlafen und mit Kamera und Wasser ausgestattet standen wir mit Fridolin vor dem Campingplatzgate und warteten, dass dieses aufmachen würde. Total stolz, dass wir das dritte Auto vor dem Gate waren konnten wir es kaum erwarten loszudüsen. Das stellte sich dann jedoch als nicht ganz so einfach raus. Mal wieder bockte der gute Fridolin und hatte andere Pläne. Immer und immer wieder würgte der Motor ab und die Baterielampe leuchtete munter vor sich hin. Wieder kamen uns hilfsbereite Angestellte zur Hilfe, als die ungeduldigen Autofahrer hinter uns (2 Autos) uns überholten und wir immer noch mitten in der Auseinandersetzung mit der Wegfahrsperre waren. Nach einer viertel Stunde, einigen gedrückten Knöpfen und verzweifelten Wutausbrüchen sprang der Motor schließlich an und wir düsten durch die Dunkelheit. Kurz vor unserem ersten Ziel erreichten wir die anderen Autos. "Dune 45" eine gut erreichbare Düne sei perfekt für Sonnenaufgänge hieß es zu uns. 
Auf Socken begannen wir im Dunkeln die Düne zu besteigen. Das gestaltete sich nach einigen Minuten als jedoch mehr als anstrengend. Man sank tief ein bei jedem Schritt, es ging verdammt steil hoch und müde waren wir sowieso alle. Als wir die Hälfte geschafft hatten, dachte ich ich würde jede Sekunde tot von der Düne fallen so platt war ich. Ich habe keine Ahnung wie, aber schließlich haben wir es geschafft bis nach oben zu kommen und das ohne Herzinfarkt oder sonstiges. Kurz darauf bekamen wir auch die ersten Sonnenstrahlen zu sehen und die Landschaft um uns herum wurde deutlicher. Die Aussicht war umwerfend und zu tiefst beeindruckend! Rote Dünen aneinander gereiht, welche einseitig beleuchtet wurden und an der Spitze eine scheinbar scharfe Kanten. Das Schatten- und Lichtspiel war wunderschön und der makellos blaue Himmel verlieh dem ganzen etwas schon fast unwirkliches. Der rötliche Sand glitzerte und war fein wie Puderzucker. Kleine Büsche wuchsen auf den riesigen Sandhügeln und Tierspuren verzierten die ansonsten glatten Seiten. In diesem Moment war der harte Aufstieg wie weggeblasen. Die Sonne brachte bereits mit ihren ersten Strahlen unglaublich viel Wärme mit und wir hatten noch viel vor uns. Nachdem wir versucht hatten uns alles genauestens einzuprägen und wir einige Bilder gemacht hatten ging es Dünenabwärts. Jetzt waren auch die Touristen welche außerhalb geschlafen hatten hier angekommen und machten sich an den Aufstieg. Locker flockig ging es abwärts, den Aufstieg schon wieder fast verdrängt. 
Anschließend ging es weiter bis zu dem 4x4 Parkplatz. Von dort aus mussten wir auf ein "Shuttle" umsteigen, also quasi ein Taxi mit Vierradantrieb. Dafür, dass das eine der Hauptattraktionen in Namibia ist, war erstaunlich wenig los! Unser netter Fahrer machte uns auf "Deadvlei" aufmerksam, welches wir vorher noch nicht gekannt hatten. Also stiegen wir aus und machten uns wieder auf den Weg zwischen den Dünen hindurch nicht wissend nach was wir eigentlich Ausschau halten sollten. Mittlerweile war es verdammt heiß geworden (um 8.00 Uhr morgens) und wir hatten uns Kopftücher umgewickelt um uns vor einem allzu schlimmen Sonnenstich zu schützen. Nach einigen Minuten entdeckten wir es. Wir hatten unser nicht bekanntes Ziel erreicht. Ein Tal voller ausgetrockneter Bäume und rissigem Lehmboden breitete sich vor uns aus. Der Anblick war so unwirklich, dass wir das Gefühl hatten in ein Filmset geworfen zu sein. Der Gedanke, dass hier vor hunderten von Jahren einmal Wasser durchgeflossen sei war völlig absurd!
Deadvlei
Nach einigem Bewundern und dem Herbeiwünschen eines Fotografischen Gedächtnis ging es wieder zurück wo uns Fillemon unser Fahrer zur "big-Mama" brachte, Sossusvlei. Da unsere Beine jedoch bereits brannten wie sonst was und unsere Kraft uns langsam verließ begnügten wir uns mit Fotos vom Fuße der Düne. 
Sossusvlei
Wir entdeckten eine Reisegruppe wieder, welche wir bereits am morgen argwöhnisch beobachten hatten. Achtzehn weiße Autos in einer Kolonne vollgestopft mit bescheuerten, schnöseligen Deutschen Touristen. Nun aßen sie an mit Tischdecken geschmückten Tischen inmitten der Wüste ihr Mittagessen und ließen sich bedienen. Dass sie dabei völlig bescheuert und arrogant rüber kamen war ihnen vermutlich nicht bewusst.
Einige Zeit später packte Fillemon uns wieder ein und wir fuhren zurück zu Fridolin auf den Parkplatz.
Wieder am Campingplatz angekommen versuchten wir mit allen möglichen Methoden der Hitze zu entkommen. Doch selbst im Schatten war es unerträglich und auf den Pool knallte die Sonne. Also beschlossen wir wieder loszuziehen und noch den Sesriem Canyon anzuschauen. Als wir ankamen war keine Menschenseele dort und wir stiegen in das ehemalige Flussbett hinab. Das Wasser hatte sich vor einiger Zeit durch die Steinschichten gefressen und eine Schlucht hinterlassen. Die Stimmung in der nicht allzu breiten Steinschlucht war schon fast unheimlich und Vögel schreckten aus den Löchern hervor als wir hindurchliefen. Der Anblick war beeindruckend!
Sesriem Canyon
Anschließend machten wir einen kurzen Stopp am Campingplatz um etwas zu essen und dann ging es auch schon wieder los um den Sonnenuntergang auf der Elimdüne anzuschauen.
Die Elimdüne ist eine nahegelegene Düne vom Campingplatz aus. Bereits auf der Hinfahrt stand die Sonne tief und warf ein warmes Licht auf die ewig weite Landschaft. Strauße, Antilopen und Oryxe standen zwischen den Gräsern und die Wüste leuchtete in allen möglichen Rottönen. Ein letztes Mal an diesem Tag stapften wir eine Düne hoch, diesmal jedoch nur eine kleine. Immernoch strahlte der Himmel ohne eine einzige Wolke blau über uns. Im weichen Sand sitzend beobachteten wir wie die Sonne langsam am Horizont verschwand. Keiner wollte und konnte sich von dem Anblick losreißen als es Zeit war zu gehen. Wir wussten, dass das Campingplatzgate bald schließen würde und trotzdem wollten wir einfach nur, dass dieser Moment nicht vergeht. Es war einer dieser Momente in dem alles perfekt scheint und man vollkommen glücklich ist. Letztendlich mussten wir uns leider doch von diesem umwerfenden Augenblick lösen und zurück fahren.
Bald darauf gingen wir auch schon schlafen, völlig am Ende von den vielen Eindrücken, der Hitze und der Anstrengung.

13.02.2013
Mit Muskelkater und leichtem Sonnenbrand ging es dann auch schon wieder in Richtung Zuhause. Wir packten unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg. Wieder stoppten wir in Solitär um uns mit dem leckeren Kuchen zu stärken.
Am späten Nachmittag kamen wir in Rehoboth an um dort nocheinmal zu übernachten bevor wir wieder in Omaruru ankommen würden.

14.02.2013
Am Valentinstag ging es dann wieder nach Hause, voll mit Eindrücken und Bildern in unseren Köpfen. Diese Pause von dem Alltag war wirklich nötig und hat unglaublich gut getan. Körperlich sind wir zwar total platt angekommen, mental jedoch wieder voller Elan. Die Kinder wieder zu sehen und in den Arm zu nehmen war total schön und es war ein Stück weit wie nach Hause kommen.

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