Mittwoch, 26. September 2012

Ankunft

Nagellackentferner, eine Menge Tempos, wilde Tiere, Armut und strahlende Kinder

Diese Worte beschreiben den Anfang meiner Reise im groben und ganzen ganz gut. Zunächst zu dem Nagellack. Bereits vor der Abreise habe ich angefangen mich zu verändern (wenn auch bis jetzt nur oberflächlich gesehen). Meine Lieblingsklamotten musste ich zurücklassen und auch der geliebte und normalerweise immer vorhandene Nagellack wurde entfernt. Jaja ich weiß, unwichtige Details... Trotzallem ist in den letzten Stunden so viel passiert und diese kleine Veränderung war der Anfang von einer ganz großen.
Der Abschied von Familie, Freund und Freunden war wirklich sehr schmerzhaft und ich hatte die Hosen voll als es schließlich soweit war tschüss zu sagen! Erst eine Nonne (meine Sitznachbarin im Flugzeug) konnte mich beruhigen und mir Mut zusprechen. Da sie seit bereits 48 Jahren in Namibia lebt fing sie an mir lauter Geschichten zu erzählen. Als der Flieger schließlich abhob konnte man die vielen Lichter aller Städte bewundern. Einige Stunden später bei der Ankunft war dies nicht der Fall. Die einzige Reihe an Lichtern stellte sich als Landebahn für den Flieger heraus. Willkommen in Schwarzafrika! Nachdem ich meinen Koffer von dem einzig vorhandenen Kofferband errungen hatte ging es auf die Suche nach Andreas (dem Manager), Johanna (mit ihr teile ich mir mein Zimmer) und Lazarus (dem blinden Co-Manager). Die Drei brachten einen anderen Voluntär an den Flughafen, welcher nach 3 Monaten nun wieder heim ging. Da die zwei Manager noch eine Menge in Windhoek zu erledigen hatten fuhren wir direkt vom Flughafen zur Hauptstadt Namibias. Nachdem wir zusammen gefrühstückt hatten bummelten Johanna und ich ein wenig durch die Stadt und aßen schließlich in einem gemütlichen Restaurant zu Mittag. Was ich total faszinierend fand waren die unterschiedlichen Klamotten, Frisuren und Gestiken der Menschen. Die Kalmotten sind unheimlich bunt und zum Teil richtige Gewänder (zum Beispiel bei den Hereros, einem Afrikanischen Stamm). An den Straßenständen trafen wir außerdem auf sogenannte "Himba" welche selbstgemachte Schuckstücke verkauften (siehe Bild).
Himba
Nach über 5 Stunden in der Stadt und keiner Minute Schlaf wurde es jedoch mit der Zeit zu einer schwierigen Aufgabe die Augen offen zu behalten und nicht im Stehen einzuschlafen. Die Hitze hat dabei nicht unbedingt geholfen! Um 18.00 Uhr war es dann endlich soweit und wir machten uns auf den Weg nach Omaruru. Nach etwa einer halben Stunde machten wir einen Zwischenstopp in dein Krankenhaus für Einheimische um eine Gastmutter zu besuchen, welche auf eine OP wartet. Die Verhältnisse waren total erschreckend! Es roch sehr unangenehm und Verletze saßen blutend mit provisorischen Verbänden in der Wartehalle. Einer der größten Teile des Krankenhauses war die Pathologie... Die Gastmutter teilte sich ihr Zimmer mit 7 weiteren Frauen. Ich war wirklich froh, als wir dieses Gebäude verlassen haben!
Ein Highlight des Tages waren die Tiere welche wir am Straßenrand (lebend!) zu sehen bekamen (eine kleine Affenherde, Wildpferde, Strauße, Wildschweine, Antilopen oder so, Hyänenartige Tiere und Kühe in Massen!). Abgesehen von der Hauptverkehrstraße waren die Straßen eine Katastrophe! Wir meisterten die 73 km Staubpiste in Richtung Omaruru jedoch mit ganzen 2 Autos als Gegenverkehr. Wir kamen im Waisenheim an als es bereits dunkel und Schlafenszeit für die Kinder war. Dies hinderte sie jedoch nicht im geringsten daran mich umzurennen, zu knuddeln und strahlend meinen Namen zu rufen. Sofort wollten sich alle vorstellen und das Chaos war groß als immer mehr Kinder angestürmt kamen und mich mit riesigen Augen begrüßten. Diese strahlenden Gesichter waren wirklich DAS Highlight des Tages! Schließlich wurden die Kinder zurück in ihre Betten geschickt und ich konnte in mein Zimmer gehen. Das Waisenheim ist von einer Mauer und Zäunen umgeben und es gibt einen Nachtwächter.
Das Waisenheim "Haven"

Für uns 5 Voluntäre gibt es ein Bad mit zwei Duschen und einem Duschvorhang (siehe Bild)



Alle Fenster sind vergittert und die Türen müssen immer abgeschlossen werden wenn sich keiner im Raum befindet. Da im Moment zu wenig Platz ist (Anbau ist bereits geplant) wohnen auch Kinder und Hausmütter in diesem Teil vom Haus. Rückzugsmöglichkeiten gibt es also kaum. Außer Johanna und mir gibt es noch ein dreier Zimmer mit Mädels, welche alle total lieb und bemüht sind. Soviel zum ersten Tag.
Heute morgen gab es Haferflockbrei zum Frühstück zum Mittagessen wird es Millipap geben (Maisbrei). Nach dem einfachen Mal haben wir Dina (ein kleines Mädchen mit Behinderung) in ihrer Wellblechhütte abgeholt und zum Kindergarten gebracht. 
einiger Kinder aus dem Kindergarten von Dina
Die "Wohn"-Gegend ist wirklich sehr erschreckend! Lauter Wellblechhütten, überall liegt Müll und provisorische Zäune sind um die Hütten gebaut. Selbst in der "Innenstadt von Omaruru wo wie besseren Häuser stehen sieht man die Armut sehr deutlich, wenn auch vielleicht nur auf den zweiten Blick.
Wir müssen jetzt noch einige Dinge in der Stadt erledigen, Dina abholen, und Essenspackete im Krankenhaus verteilen. Sobald ich kann schreibe ich mehr.
Liebe Grüße, Hannah

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