Damara-Hochzeit
Dieses Wochenende bekamen wir die
Chance eine Damara (afrikanischer Stamm) Hochzeit hautnah
mitzuerleben. Ein Freund hatte erreicht uns alle auf die Gästeliste
der Hochzeit von seinem Cousin setzten zu lassen. Keiner von uns
hatte das Ehepaar jemals vorher gesehen.
Ursprünglich sollte es morgens um 10
Uhr losgehen, was dann aber auf 13.00 Uhr verschoben wurde.
Letztendlich sind wir, typisch Afrika, um 15.00 Uhr endlich aus
Omaruru losgefahren, nachdem wir noch jede Menge Leute durch die
Gegend kutschiert haben und ein paar Freunde irgendwie noch am
arbeiten waren um halb 3. Dann ging die Tour mit einem mit 9 Leuten
vollgestopften Auto los nach Windhoek. Dabei waren Muba (Cousin des
Bräutigams), zwei Mädels von dem Freundeskreis hier, wir 5 Mädels
und Katis Freund. Nachdem wir uns tausende Male verfahren haben hat
uns letztendlich der Bräutigam an einer Tankstelle eingesammelt und
uns zu seinem Haus gebracht. Die Familie ist sehr wohlhaben und es
war ein wenig seltsam zu 9. in ein solches Haus zu laufen, total
platt von der Fahrt und noch dazu niemanden zu kennen. Anschließend
haben wir uns auf unterschiedliche Unterkünfte verteilt. Jonna, Pia
und ich sind mit zu Rachel und ihrer Familie. Nach einer weiteren
Chaosfahrt sind wir in Katutura angekommen wo wir unheimlich herzlich
von der Familie aufgenommen wurden und uns gleich gesagt wurde, dass
dies jetzt unser zweites Zuhause sei. Zwei der großen Brüder sind
über Nacht ins Auto gezogen damit wir zu 6. in einem winzigen Zimmer
schlafen konnten. Es war wirklich rührend wie sie sich um uns
gekümmert haben. Zum Abendessen gab es eine Art Millipap mit
Hühnchen. Ganz traditionell wurde eine Schüssel mit Wasser uns
Seife zubereitet und mit einem Knicks zuerst dem Vater gegeben um die
Hände waschen zu können. Anschließend kam die Mutter und dann wir
als Gäste dran und danach der Rest der Familie. Als das erledigt war
wurde das Essen mit einem weiteren Knicks und einem "Here is the
food." auf einen Fernsehtisch gestellt. Bevor jedoch wieder der
Vater als erstes sein Essen bekam wurde gebetet. Gegessen haben wir
zu 13. in einem kleinen Wohnzimmer zusammen gequetscht auf Sesseln,
Platikstühlen etc und das natürlich mit der Hand.
Nach dem Essen sind wir trotz Zweifel
ob das ganz ungefährlich sei noch ein wenig durch Katutura gelaufen.
Da Katutura teilweise höher als der Rest der Stadt liegt hatten wir
einen wunderschönen Blick über die Stadt. Während unserem kleinen
Spaziergang wurden wir immer mehr, da wir an sämtlichen Häusern
halt machten um Hallo zu sagen und die meisten dann auch noch ein
Stück mitgelaufen sind.
Am nächsten morgen wurde eiskalt
geduscht (warmes Wasser gibt es nicht) und wir haben uns auf dem Weg
gemacht um alle anderen einzusammeln. Ein wenig underdressed, da
keiner damit gerechnet hatte in Afrika auf eine Hochzeit gehen zu
können, sind wir dann in der Kirche angekommen nach weiterem
Verfahren. Auch die Kirche hat typisch Afrikanisch eine dreiviertel
Stunde später als angekündigt begonnen. Die Kirche ist katholisch,
der Gottesdienst wurde zum Großteil auf Afrikaans und Damara (mit
Klicklauten) gehalten. Der Gottesdienst war voller Gesang,
Zwischenrufe und Zurufe und Getanze. Nach zwei Stunden war das Ganze
dann zu Ende und wir sind gemeinsam in einen Park gefahren wo das
Brautpaar noch bilder gemacht hat. Da die weitere Feier in einem Zelt
in einem Park stattfinden sollte machten wir uns mit einem
Familienmitglied auf den Weg um diesen Park zu suchen. Als wir drei
Parks später immernoch nicht den richtigen gefunden haben haben wir
auf weitere Familienmitglieder gewartet. Ziemlich geschafft haben wir
uns dann dort auf eine Wiese gelegt bis es weiter zu dem richtigen
Park ging.
Die Hochzeitsfeier war wahnsinnig
emotional. Wir wurden, was uns ein wenig unangenehm war, direkt vor
das Brautpaar gesetzt an einen Tisch mit lauter Hochoffiziellen
Gästen, Politikern etc.
Es wurde die meiste Zeit getanzt und
gesungen und das wirklich beeindruckend gut. Es war wirklich die
reinste Party! Es gab jedoch auch sehr ruhige, bewegende Momente wie
die Dankesrede des Brautpaares bei der viele Tränen flossen. Auch
bei den anderen Reden wurde viel geschrieen, geflucht, gebetet und
gelacht. Muba unser Freund musste auch eine Rede halten und daraus
hat er spontan einen Heiratsantrag an seine Freundin gemacht und zu
seiner Hochzeit im nächsten Jahr eingeladen. Das war wirklich mehr
als überraschend! Wir wurden ebenfalls nach vorne gebeten um ein
paar Worte zu sagen, als es dann hieß wir sollen doch auch etwas
singen überließen wir das dann aber doch lieber den anderen. Das
Essen war, auch typisch Afrika, sehr Fleischlastig aber trotzdem
wirklich gut.
Da es nach der Feier jedoch zu spät
war um noch zu der Familie zu fahren um dort zu schlafen, also
verteilten wir uns wieder anders. Dieses Mal ging es in das "Nurses
Home" des Katutura Krankenhauses. Das ist ein Hochhaus mit
mehreren winzigen Wohnungen und Gemeinschaftsbädern für vorallem
Krankenschwestern und Studenten. Naja ich denke man kann sich
vorstellen, dass die Lebensverhältnisse dort wirklich erschreckend
sind! Johanna, Charlotte (eines der beiden Mädchen) und ich haben
bei Charoltte geschlafen. Außerdem hat dort noch ein weiteres
fremdes Mädchen übernachtet das nicheinmal Charlotte kannte. Dieses
Mädchen hat auf dem Boden geschlafen und wir restlichen drei haben
uns ein Bett geteilt.
Ziemlich gerädert sind wir am nächsten
morgen in die Stadt um noch ein wenig shoppen zu gehen. Das Blöde
ist nur, dass man sich eigentlich nichts schönes, neues kaufen mag,
da die Klamottten hier ziemlich leiden und was kaufen das man ein
halbes Jahr hier liegen hat ist auch schwachsinnig. Deshalb sind wir
nach einer Weile wieder gegangen ohne wirkliche Einkäufe. Dann ging
es wieder zu Rachels Familie, da wir als Dankeschön für sie kochen
wollten. Es musste viel improvisiert werden in der kleinen Küche,
aber letztendlich waren alle zufrieden.
Da einer der großen Brüder von Rachel
mit einem in Namibia sehr bekannten Sänger arbeitet war dieser dann
zufällig auch zu Besuch da. Obwohl wir schon viel zu spät dran
waren, im Dunkeln Auto fahren ist mit den vielen Tieren ein wenig
doof, sind wir dann mit der gesamten Truppe und Mushe (der Sänger)
zu einem Damm gefahren. Da wir zu viele sind haben wir uns aufgeteilt
und ein paar Mädels, der Bruder und ich sind mit Mushe mitgefahren.
Als immer wieder Leute begeistert in unser Auto gewunken haben wurde
mir erst bewusst, dass es kein Dorfsänger war...
Einige Zeit später sind wir dann
losgefahren in Richtung Omaruru. Dieses Mal war jedoch noch Mubas
Freundin dabei, also waren wir eine Person zu viel. Kurz hinter
Windhoek ist immer eine große Polizeikontrolle, weshalb Mushe sich
bereit erklärt hat uns bis hinter die Kontrolle zu bringen. Der
Abschied hat das Ganze wieder hinausgezögert, aber mit über drei
Stunden Verspätung ging es dann nach Hause. Auf dem Weg haben wir
dann noch sieben Giraffen gesehen die gemütlich mampfend am
Straßenrand standen.
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Der Gottesdienst
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Das frisch gebackene Ehepaar
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