Montag, 12. November 2012

Damara-Hochzeit



Damara-Hochzeit

Dieses Wochenende bekamen wir die Chance eine Damara (afrikanischer Stamm) Hochzeit hautnah mitzuerleben. Ein Freund hatte erreicht uns alle auf die Gästeliste der Hochzeit von seinem Cousin setzten zu lassen. Keiner von uns hatte das Ehepaar jemals vorher gesehen.
Ursprünglich sollte es morgens um 10 Uhr losgehen, was dann aber auf 13.00 Uhr verschoben wurde. Letztendlich sind wir, typisch Afrika, um 15.00 Uhr endlich aus Omaruru losgefahren, nachdem wir noch jede Menge Leute durch die Gegend kutschiert haben und ein paar Freunde irgendwie noch am arbeiten waren um halb 3. Dann ging die Tour mit einem mit 9 Leuten vollgestopften Auto los nach Windhoek. Dabei waren Muba (Cousin des Bräutigams), zwei Mädels von dem Freundeskreis hier, wir 5 Mädels und Katis Freund. Nachdem wir uns tausende Male verfahren haben hat uns letztendlich der Bräutigam an einer Tankstelle eingesammelt und uns zu seinem Haus gebracht. Die Familie ist sehr wohlhaben und es war ein wenig seltsam zu 9. in ein solches Haus zu laufen, total platt von der Fahrt und noch dazu niemanden zu kennen. Anschließend haben wir uns auf unterschiedliche Unterkünfte verteilt. Jonna, Pia und ich sind mit zu Rachel und ihrer Familie. Nach einer weiteren Chaosfahrt sind wir in Katutura angekommen wo wir unheimlich herzlich von der Familie aufgenommen wurden und uns gleich gesagt wurde, dass dies jetzt unser zweites Zuhause sei. Zwei der großen Brüder sind über Nacht ins Auto gezogen damit wir zu 6. in einem winzigen Zimmer schlafen konnten. Es war wirklich rührend wie sie sich um uns gekümmert haben. Zum Abendessen gab es eine Art Millipap mit Hühnchen. Ganz traditionell wurde eine Schüssel mit Wasser uns Seife zubereitet und mit einem Knicks zuerst dem Vater gegeben um die Hände waschen zu können. Anschließend kam die Mutter und dann wir als Gäste dran und danach der Rest der Familie. Als das erledigt war wurde das Essen mit einem weiteren Knicks und einem "Here is the food." auf einen Fernsehtisch gestellt. Bevor jedoch wieder der Vater als erstes sein Essen bekam wurde gebetet. Gegessen haben wir zu 13. in einem kleinen Wohnzimmer zusammen gequetscht auf Sesseln, Platikstühlen etc und das natürlich mit der Hand.
Nach dem Essen sind wir trotz Zweifel ob das ganz ungefährlich sei noch ein wenig durch Katutura gelaufen. Da Katutura teilweise höher als der Rest der Stadt liegt hatten wir einen wunderschönen Blick über die Stadt. Während unserem kleinen Spaziergang wurden wir immer mehr, da wir an sämtlichen Häusern halt machten um Hallo zu sagen und die meisten dann auch noch ein Stück mitgelaufen sind.
Am nächsten morgen wurde eiskalt geduscht (warmes Wasser gibt es nicht) und wir haben uns auf dem Weg gemacht um alle anderen einzusammeln. Ein wenig underdressed, da keiner damit gerechnet hatte in Afrika auf eine Hochzeit gehen zu können, sind wir dann in der Kirche angekommen nach weiterem Verfahren. Auch die Kirche hat typisch Afrikanisch eine dreiviertel Stunde später als angekündigt begonnen. Die Kirche ist katholisch, der Gottesdienst wurde zum Großteil auf Afrikaans und Damara (mit Klicklauten) gehalten. Der Gottesdienst war voller Gesang, Zwischenrufe und Zurufe und Getanze. Nach zwei Stunden war das Ganze dann zu Ende und wir sind gemeinsam in einen Park gefahren wo das Brautpaar noch bilder gemacht hat. Da die weitere Feier in einem Zelt in einem Park stattfinden sollte machten wir uns mit einem Familienmitglied auf den Weg um diesen Park zu suchen. Als wir drei Parks später immernoch nicht den richtigen gefunden haben haben wir auf weitere Familienmitglieder gewartet. Ziemlich geschafft haben wir uns dann dort auf eine Wiese gelegt bis es weiter zu dem richtigen Park ging.
Die Hochzeitsfeier war wahnsinnig emotional. Wir wurden, was uns ein wenig unangenehm war, direkt vor das Brautpaar gesetzt an einen Tisch mit lauter Hochoffiziellen Gästen, Politikern etc.
Es wurde die meiste Zeit getanzt und gesungen und das wirklich beeindruckend gut. Es war wirklich die reinste Party! Es gab jedoch auch sehr ruhige, bewegende Momente wie die Dankesrede des Brautpaares bei der viele Tränen flossen. Auch bei den anderen Reden wurde viel geschrieen, geflucht, gebetet und gelacht. Muba unser Freund musste auch eine Rede halten und daraus hat er spontan einen Heiratsantrag an seine Freundin gemacht und zu seiner Hochzeit im nächsten Jahr eingeladen. Das war wirklich mehr als überraschend! Wir wurden ebenfalls nach vorne gebeten um ein paar Worte zu sagen, als es dann hieß wir sollen doch auch etwas singen überließen wir das dann aber doch lieber den anderen. Das Essen war, auch typisch Afrika, sehr Fleischlastig aber trotzdem wirklich gut.
Da es nach der Feier jedoch zu spät war um noch zu der Familie zu fahren um dort zu schlafen, also verteilten wir uns wieder anders. Dieses Mal ging es in das "Nurses Home" des Katutura Krankenhauses. Das ist ein Hochhaus mit mehreren winzigen Wohnungen und Gemeinschaftsbädern für vorallem Krankenschwestern und Studenten. Naja ich denke man kann sich vorstellen, dass die Lebensverhältnisse dort wirklich erschreckend sind! Johanna, Charlotte (eines der beiden Mädchen) und ich haben bei Charoltte geschlafen. Außerdem hat dort noch ein weiteres fremdes Mädchen übernachtet das nicheinmal Charlotte kannte. Dieses Mädchen hat auf dem Boden geschlafen und wir restlichen drei haben uns ein Bett geteilt.
Ziemlich gerädert sind wir am nächsten morgen in die Stadt um noch ein wenig shoppen zu gehen. Das Blöde ist nur, dass man sich eigentlich nichts schönes, neues kaufen mag, da die Klamottten hier ziemlich leiden und was kaufen das man ein halbes Jahr hier liegen hat ist auch schwachsinnig. Deshalb sind wir nach einer Weile wieder gegangen ohne wirkliche Einkäufe. Dann ging es wieder zu Rachels Familie, da wir als Dankeschön für sie kochen wollten. Es musste viel improvisiert werden in der kleinen Küche, aber letztendlich waren alle zufrieden.
Da einer der großen Brüder von Rachel mit einem in Namibia sehr bekannten Sänger arbeitet war dieser dann zufällig auch zu Besuch da. Obwohl wir schon viel zu spät dran waren, im Dunkeln Auto fahren ist mit den vielen Tieren ein wenig doof, sind wir dann mit der gesamten Truppe und Mushe (der Sänger) zu einem Damm gefahren. Da wir zu viele sind haben wir uns aufgeteilt und ein paar Mädels, der Bruder und ich sind mit Mushe mitgefahren. Als immer wieder Leute begeistert in unser Auto gewunken haben wurde mir erst bewusst, dass es kein Dorfsänger war...
Einige Zeit später sind wir dann losgefahren in Richtung Omaruru. Dieses Mal war jedoch noch Mubas Freundin dabei, also waren wir eine Person zu viel. Kurz hinter Windhoek ist immer eine große Polizeikontrolle, weshalb Mushe sich bereit erklärt hat uns bis hinter die Kontrolle zu bringen. Der Abschied hat das Ganze wieder hinausgezögert, aber mit über drei Stunden Verspätung ging es dann nach Hause. Auf dem Weg haben wir dann noch sieben Giraffen gesehen die gemütlich mampfend am Straßenrand standen.
Der Gottesdienst

Das frisch gebackene Ehepaar 

 Sonntag



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